Dunstabzugssysteme in der Küche: Umluft vs. Abluft - Was wirklich besser ist

Dunstabzugssysteme in der Küche: Umluft vs. Abluft - Was wirklich besser ist

Wenn du deine Küche renovierst, ist der Dunstabzug oft das letzte, woran du denkst. Dabei bestimmt er, ob deine Wände schimmelig werden, ob deine Kleidung nach Fett riecht, und ob du nach dem Kochen noch Luft zum Atmen hast. Die Entscheidung zwischen Umluft und Abluft ist nicht einfach nur eine Frage des Preises - sie beeinflusst deine Gesundheit, deine Heizkosten und die Lebensdauer deiner Küche.

Wie funktioniert Umluft eigentlich?

Bei einem Umluftsystem saugt die Dunstabzugshaube die Luft über dem Kochfeld ab, filtert Fett und Gerüche durch mehrere Schichten - erst einen Aluminium-Fettfilter, dann einen Aktivkohlefilter - und bläst die gereinigte Luft wieder zurück in die Küche. Kein Loch in der Wand, kein Rohr, das durchs Dach führt. Das macht es ideal für Mietwohnungen oder alte Häuser, wo du keine baulichen Veränderungen vornehmen darfst.

Doch hier liegt auch der Haken: Die Luftfeuchtigkeit bleibt. Wenn du Suppe kochst, Dampf von Nudeln aufsteigt oder Fisch brät, bleibt das Wasser in der Luft. Und das ist kein Problem - bis es an kalten Wänden oder Fenstern kondensiert. Eine Langzeitstudie der TU München hat gezeigt: In 28,7 % der Wohnungen mit Umluftsystemen entstand Schimmel, besonders wenn die Luftfeuchtigkeit über 65 % lag. Das passiert oft im Winter, wenn du heizt, aber nicht richtig lüftest.

Die Filter müssen alle 4 bis 6 Monate gewechselt werden - bei regelmäßigem Kochen. Ein Aktivkohlefilter kostet zwischen 30 und 60 Euro. Vergiss den Wechsel, und die Haube saugt zwar Luft, aber nicht mehr Gerüche. Stattdessen verteilt sie sie in deiner Küche. Viele Nutzer beschweren sich genau darüber: „Ich hab’s vergessen, und jetzt riecht es nach Fisch, obwohl ich seit Tagen nicht gekocht habe.“

Abluft: Die saubere, aber komplizierte Lösung

Abluftsysteme sind die klassische Lösung: Die verbrauchte Luft wird durch ein Rohr direkt nach draußen geführt. Kein Aktivkohlefilter nötig, keine Geruchsrückkehr, keine Feuchtigkeit im Raum. Das Institut für Küchentechnik (IKT) hat gemessen: Abluftsysteme entfernen 99,2 % der Gerüche und 98,7 % der Fettpartikel - fast perfekt.

Die Nachteile? Du brauchst einen Wand- oder Dachdurchbruch. Mindestens 120 mm Durchmesser, maximal 3,5 Meter Rohrleitung, sonst verliert die Haube an Leistung. Das kostet Zeit, Geld und Fachkenntnis. Eine professionelle Installation schlägt mit 250 bis 400 Euro zu Buche - das ist nicht im Kaufpreis enthalten.

Und dann ist da noch die Heizlast. Im Winter bläst du warme Luft aus deinem Haus. Ein Abluftsystem kann bis zu 15 % mehr Heizenergie verbrauchen als eine Umlufthaube - zumindest, wenn du keine kontrollierte Wohnraumlüftung hast. Das ist der Grund, warum viele Energieberater in Passivhäusern Umluft bevorzugen: Weil sie die Wärme nicht rauswerfen.

Preisvergleich: Was kostet was?

Ein einfaches Umluftsystem bekommst du ab 450 Euro. Ein Siemens LC97RPS50 kostet 699 Euro, ein Bosch DHL755B als Abluftsystem 899 Euro. Aber der Preis ist nur die halbe Wahrheit.

Bei Umluft rechnest du mit jährlichen Filterkosten von 45 bis 70 Euro. Bei Abluft nur 15 bis 30 Euro - nur für den Fettfilter, der alle 2 bis 3 Monate gereinigt werden muss. Aber du zahlst einmalig für die Installation. Und wenn du später ausziehst, bleibt die Ablufthaube in der Wand. Die Umlufthaube kannst du einfach abmontieren und mitnehmen.

Neubauten? Fast alle haben vorgefertigte Abluftkanäle. Laut dem Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) sind 76 % aller Neubauten mit Abluft ausgestattet. In Bestandsbauten, besonders in Mietwohnungen, dominiert Umluft - 68 % der Installationen dort sind Umluftsysteme.

Abluft-Installation mit Durchführung durch die Wand und klarer Luft im Kücheninnenraum

Leistung und Geräusch: Was spürst du wirklich?

Abluftsysteme sind leiser. Sie arbeiten mit 40 bis 50 dB(A), Umluftsysteme mit 45 bis 55 dB(A). Der Unterschied klingt gering - aber wenn du abends nach Hause kommst und kochen willst, merkst du, ob die Haube wie ein Staubsauger brummt oder leise wie ein Kühlschrank läuft.

Leistung? Abluft zieht mehr Luft: 400 bis 600 m³/h. Umluft kommt auf 300 bis 500 m³/h. Das macht sich bemerkbar, wenn du häufig brätst, grillst oder dünstest. Ein Abluftsystem hält auch bei intensivem Kochen die Luft sauber. Umluft gerät an ihre Grenzen - besonders bei Fettbratpfannen oder Dämpfen von Reis.

Ein wichtiger Tipp: Beide Systeme sollten nach dem Kochen noch 10 bis 15 Minuten weiterlaufen. Das sagt das Umweltbundesamt. Sonst bleibt Dampf und Geruch in der Luft - und das ist der Anfang von Schimmel.

Was sagen Experten?

Prof. Dr. Hans-Peter Müller von der TU Dresden sagt klar: „Abluft ist technisch überlegen. Sie entfernt nicht nur Gerüche, sondern auch Feuchtigkeit - und das ist entscheidend in modernen, luftdichten Häusern.“

Doch Dipl.-Ing. Claudia Weber vom Deutschen Energieberater-Netzwerk widerspricht: „In Passivhäusern mit kontrollierter Lüftung ist Umluft die bessere Wahl. Sie spart bis zu 15 % Heizenergie.“

Beide haben recht - je nach Haus. Wenn du in einem alten Haus mit schlechter Dämmung lebst, ist Abluft die sicherere Wahl. Wenn du in einem modernen, gut gedämmten Haus mit Wärmepumpe wohnst, kann Umluft mit zentraler Lüftung sogar effizienter sein.

Intelligente Hybrid-Dunstabzugshaube mit Feuchtigkeitssensor und digitaler Anzeige

Neue Trends: Hybrid und intelligent

Der Markt verändert sich. Hersteller wie Siemens, Bosch und Miele bieten jetzt Hybrid-Dunstabzugshauben an - mit einem Knopfdruck wechselst du zwischen Umluft und Abluft. Das ist praktisch, wenn du mal in einer Mietwohnung wohnst und später in ein Haus ziehst.

Noch innovativer: Mieles DSC7800. Der Dunstabzug hat einen Feuchtigkeitssensor. Wenn die Luft über 70 % Feuchtigkeit hat, schaltet er automatisch auf Abluft um. Kein manuelles Umschalten, kein Risiko von Schimmel. Das ist der erste Schritt in eine neue Ära: Systeme, die nicht nur saugen, sondern denken.

Und die Zukunft? Dr. Markus Richter vom Deutschen Energieforschungsinstitut sagt: „Die klare Trennung zwischen Umluft und Abluft wird verschwinden. Zukünftige Systeme kommunizieren mit der Gebäudetechnik und entscheiden selbst, was am besten ist.“

Was solltest du wählen?

Wenn du:

  • in einer Mietwohnung wohnst und keine Wand bohren darfst → Umluft
  • in einem alten Haus mit schlechter Isolierung lebst → Abluft
  • oft frittiert, brät oder dünstetAbluft
  • in einem Passivhaus oder Neubau mit kontrollierter Lüftung wohnst → Umluft mit zentraler Lüftung
  • kein Geld für Installation hast, aber lange sparen willst → Umluft
  • schimmelgefährdet bist oder schon Probleme hattest → Abluft

Wenn du unsicher bist: Frag einen Energieberater. Nicht den Verkäufer im Baumarkt. Ein echter Berater schaut sich deine Wohnung an - nicht nur die Haube.

Wartung ist kein Luxus - es ist Pflicht

Ob Umluft oder Abluft: Wenn du den Fettfilter nicht reinigst, wird er zu einer Fettbombe. Ein verstopfter Filter bremst die Leistung, vergrößert den Lärm und kann sogar Feuer auslösen. Reinige ihn alle 2 bis 3 Wochen in der Spülmaschine - oder mit heißem Wasser und Spülmittel.

Bei Umluft: Schau auf den Filterwechsel-Indikator. Viele moderne Modelle leuchten, wenn der Aktivkohlefilter voll ist. Wenn nicht, schreib dir einen Termin in den Kalender - alle 4 Monate. Vergiss es nicht. Sonst riecht deine Küche nach altem Fisch, obwohl du seit Wochen nicht gekocht hast.

Und wenn du eine Ablufthaube hast: Prüfe das Rohr alle zwei Jahre. Hat sich Vogelnest oder Spinnweben darin gebildet? Ein verstopftes Rohr ist wie ein verstopfter Atemweg - die Luft kann nicht mehr entweichen. Dann läuft die Haube im Kreis - und du atmest deine eigenen Gerüche ein.

Die beste Dunstabzugshaube ist die, die du regelmäßig nutzt - und wartest. Nicht die teuerste. Nicht die lauteste. Die, die du nicht ignorierst.