Wer schon mal versucht hat, eine neue Tür samt Zarge einzubauen, weiß: Das Loch in der Wand ist nie „nur ein Loch“. Falsches Maß bedeutet richtig Stress – mit schiefen Zargen, klemmenden Türen und bösen Blicken vom Handwerker. Viele glauben, eine Tür ist einheitlich genormt. Aber jedes Haus, jeder Raum fordert ein anderes Maß, besonders bei Altbauten. Selbst in Neubauten laufen Theorie und Praxis oft auseinander. Kleine Fehler beim Ausschnitt kosten richtig Zeit und Nerven (und am Ende meistens auch das Budget). Eigentlich absurd, denn die Maße für ein Türloch lassen sich mit etwas Know-How exakt bestimmen. Und plötzlich wirkt das Thema gar nicht mehr so abschreckend, sondern eher wie ein kleines Heimwerker-Abenteuer.
Warum das richtige Türlochmaß so entscheidend ist
Schon gewusst, dass es in Deutschland und Österreich Standardmaße für Türen gibt, aber kein Gesetz, das Vorschreibt, wie groß das Loch sein muss? Was für Behörden und Normen zu kleinteilig wäre, ist für uns Heimwerker Alltag: Das Türloch sollte gross genug sein, damit die Türzarge problemlos passt – aber nicht so gross, dass das Ausstopfen mit Mörtel oder Bauschaum zur Wochenaufgabe wird. Passt das Loch nicht, droht allerlei Ärger: Die Zarge lässt sich nicht einbauen, die Tür hängt schief oder das Ganze wird instabil. Heizkosten können durch undichte Türen steigen, und Geräusche dringen leichter von Raum zu Raum.
Wer sich fragt, wie viel Spielraum noch als „normal“ gilt: Die Faustregel lautet meist, man rechnet zu Breite und Höhe der Türzarge jeweils 1–2 Zentimeter hinzu. Für eine Standard-Innentür von 86 cm Breite und 198,5 cm Höhe ergibt das eine Rohbauöffnung von etwa 88–90 cm × 200,5–202,5 cm. Aber: Diese Werte schwanken je nach Türmodell, Wandaufbau, Einbauart (Umfassungszarge oder Blockzarge?) und gewünschtem Dämmmaterial. Wohnungen in Graz, Wien oder Linz aus den Siebzigern haben oft völlig krumme Lochmaße, von rechten Winkeln kann keine Rede sein. Selbst im Neubau kann das Maß abweichen, wenn die Wände nicht exakt gemauert wurden.
Profis messen daher nie einfach eine alte Tür ab, sondern gehen nach den Angaben des Türherstellers – oder, noch lieber, nach einer eigenen Checkliste. Ganz wichtig: Die Rohbauöffnung muss rundum ausreichend Platz lassen, damit die Zarge eingesetzt und ausgerichtet werden kann, aber nicht zu viel, sonst gibt die Konstruktion nach. Praktische Erfahrung zeigt, dass besonders in Altbauten zehn Millimeter Unterschied im Türloch ausreichen, um nachher den Tischler wieder zurückholen zu müssen.
Die wichtigsten Normmaße für Türen und Zargen
Es gibt tatsächlich DIN-Maße (in Deutschland: DIN 18100 und DIN 18101), in Österreich hat man die ÖNORM B 3850 und B 5350. Diese Normen geben vor, wie groß eine Türzarge sein muss und wie groß die Rohbauöffnung („Türloch“) dimensioniert wird. Ein kleiner Überblick hilft:
Türblattmaß (cm) | Zargenmaß (cm) | Empfohlenes Lochmaß (cm) |
---|---|---|
61 × 198,5 | 63 × 201 | 64–65 × 202–203 |
73,5 × 198,5 | 76 × 201 | 77–78 × 202–203 |
86 × 198,5 | 88,5 × 201 | 90 × 202–203 |
98,5 × 198,5 | 101 × 201 | 102–103 × 202–203 |
Der Abstand zur fertigen Fußbodenoberkante ist entscheidend! Das Loch sollte immer so gesetzt werden, dass die Oberkante auf einer Linie durchläuft – selbst, wenn die Tür unterschiedlich hoch ist. Wer mehrere Türen nebeneinander einsetzt (zum Beispiel im Flur), plant die Höhe daher bewusst nicht unterschiedlich. Bei Abschliffen oder Bodenbelag-Wechseln (Laminat raus, Parkett rein) verändert sich die Türhöhe nicht selten.
Das Maß der Zarge beinhaltet bereits die notwendigen Deckleisten und ist größer als das reine Türblatt. Für das Loch rechnet man mindestens 15 mm Spielraum pro Seite ein, bei dicken Putzlagen unter Umständen mehr. Tipp von meinem Nachbarn, der schon Dutzende Türen gesetzt hat: Bei Unsicherheit lieber vor Ort am Mauerwerk messen und Toleranzen großzügig berücksichtigen, als nachher mit dem Meißel oder gar Flex nachzuarbeiten.

Schritt-für-Schritt: So misst du das perfekte Loch für deine Tür
Ein gutes Maß fängt mit einer stabilen Leiter an und endet seltener als gedacht im Baumarkt. Hier mein bewährtes Vorgehen für die Planung des Türlochs:
- Türmodell und Zarge auswählen: Vor dem ersten Hammerschlag genau wissen, welches Produkt eingebaut wird. Herstellerangaben checken! Maße für Türblatt, Zarge und erforderliche Rohbauöffnung notieren.
- Beschaffenheit der Wand prüfen: Ist’s Ziegel, Beton, Trockenbau? Bei tragenden Wänden unbedingt auf Statik achten und eventuell einen Statiker fragen.
- Altes Loch ausmessen: Besteht schon eine Öffnung, Breite und Höhe oben, in der Mitte und unten messen. Wände sind selten gerade! Bei Schrägen immer an der engsten Stelle messen.
- Bodenaufbau beachten: Teppich, Parkett oder Fliesen geplant? Lieber zu hoch als zu niedrig ansetzen – Notfalls kann man auffüttern, nachträglich rausschneiden klappt selten.
- Lichtschalter und Steckdosen einplanen: Schon alles versetzt? Genug Abstand zum Türstock? Nichts ist ärgerlicher als eine Tür, die einen Lichtschalter blockiert. Kinder wissen genau, wie sie solche Lücken finden!
- Türanschlag festlegen: Geht die Tür nach links oder rechts auf? Das beeinflusst das Lochmaß zwar kaum, sorgt aber oft für Frust, wenn die Öffnung am falschen Ende breiter ist.
- Mit Zollstock, Wasserwaage oder Laser messen: Nicht schätzen, exakt messen. Wasserwaage einmal quer, einmal längs anlegen, um Schrägen zu entdecken.
- Maße an die Herstellerkritik anpassen: Bei nicht genormten Zargen immer direkt beim Hersteller nachfragen. Viele Hersteller drucken auf ihren Verpackungen eine Einbauanleitung, alternativ hat der Baumarkt-Mitarbeiter oft einen Extratipp.
- Mit Kreide aufzeichnen: Bevor gebohrt wird: Maße auf die Wand übertragen, optisch prüfen, ob’s stimmig wirkt.
- Erneut messen! Kontrolliere alle Messungen mindestens zweimal. Der Klassiker: Einmal verrutscht, Loch zu klein – und mit Spachtelmasse flickt sich’s unprofessionell.
Mein persönlicher Pro-Tipp: Immer ein Foto vom gemessenen Bereich machen und mit dem Handy ein zweites Mal messen lassen. Moderne Smartphone-Tools erkennen unkompliziert Höhen und Breiten. So fällt es auch nach Wochen einfacher, Fehler zu finden – besonders beim Umbau mit vielen Arbeitsschritten.
Typische Fehler und wie du sie vermeidest
Wer denkt, ein Türloch sei einfach nur eine rechteckige Öffnung, kann gut daneben liegen. Es gibt etliche Stolperfallen, die das Projekt schnell ausbremsen. Ein paar besonders häufige:
- Loch zu klein: Die Zarge geht gar nicht rein oder muss brutal reingepresst werden. Folge: Die Zarge platzt, Türen klemmen, alles knarzt.
- Loch zu groß: Das Stopfen mit Bauschaum oder Mörtel wird zu einem Glücksspiel. Die Zarge wackelt, Türen schließen ungenau und schief. Helfer haben zu viel Spielraum und verlieren die Lust.
- Unregelmäßige Fugen: Sieht nicht nur unsauber aus, sondern schwächt oft auch die Stabilität. Und putztechnisch ist es der Albtraum jeder Schwiegermutter.
- Die Türhöhe falsch berechnet: Insbesondere, wenn der Boden noch nicht fertig ist oder Beläge fehlen. Tür steht nachher in der Luft oder kratzt auf dem fertigen Boden.
- Vergessene Elektroleitungen: Kaum jemand will über die Tür eine Steckdose verlegen. Vor Einbau prüfen, sonst brennt beim Bohren schnell die Sicherung raus.
- Wandstärke unterschätzt: Gerade bei Trockenbauwänden ist die Zargendicke entscheidend. Zu dünne Wand – zu breite Zarge: Der Einbau wird unmöglich.
Speziell im Altbau solltest du damit rechnen, dass keine Wand exakt rechtwinklig steht. Ein Laser-Messgerät ist hier Gold wert. Und: Kleine Unebenheiten im Mauerwerk können später beim Schließen der Tür Probleme machen. Am besten die Lochränder sauber begradigen und locker einen Zentimeter mehr Platz lassen als die Herstellerangabe, wenn das Mauerwerk lose oder bröckelig ist.

Praxistipps: So klappt der Einbau und das Messen entspannt
Jahrelange Praxis im Freundeskreis und schlaue Tipps von YouTube-Videos zeigen vor allem eines: Wer beim Türloch schlampt, verbaut sich jede Option auf einen schnellen, angenehmen Einbau. Gute Nachrichten: Mit etwas Geduld und diesen Kniffen läuft der nächste Einbau lässig:
- Auf das Türloch kommt es echt an – lieber nachmessen als nachschleifen.
- Wer nach Maß bestellt, sollte den Türhersteller nach Einbautoleranzen fragen. Viele neuen Systeme lassen sich schneller einbauen, wenn man etwas mehr Luft lässt.
- Bauschaum schließt Lücken gut, aber trägt nicht zur Stabilität bei. An den Seiten des Türlochs sollte immer massives Mauerwerk oder stabile Bauplatte sein. Faule Tricks wie „nur Schaum“ führen auf Dauer zu losen Türen.
- Wände mit tragender Funktion nie ohne Rücksprache mit Experten aufschneiden, sonst droht Einsturzgefahr. Zieh lieber einen Profi zu Rate, falls du unsicher bist.
- Für Schallschutz-Türen oder Türen mit speziellen Anforderungen (Brandschutz, Rauchschutz): Unbedingt Herstellermaß beachten, hier gelten oft engere Toleranzen. Auch die Oberkante kann anders liegen.
- Nach dem Messen (mit Zollstock und Wassserwaage!) einen Karton auf Türmaß zuschneiden und probeweise ins Loch halten. So sieht man, ob alles passt, bevor der echte Einbau beginnt.
- Türöffnung nach dem Fliesen oder Laminatverlegen kontrollieren – oft ändert sich die Höhe und die Tür hängt dann schief.
- Denke auch an die spätere Nutzung: Kinder verzählen sich bei Stufen und Schwellen. Achte darauf, dass der Abstand zum Boden gleichmäßig bleibt, damit’s nicht zur Stolperfalle wird.
Und noch was Persönliches zum Abschluss: Meinem Sohn Emil macht die Montiererei immer riesigen Spaß – besonders, wenn er hinterher durch die „neue“ Tür flitzen kann. Und ich? Ich bin jedes Mal froh, wenn alles auf Anhieb passt, nichts klemmt und ich die Bohrmaschine im Schrank lassen kann.