Der Begriff Wrapped Tokens taucht immer wieder in Krypto-Foren, News und bei Gesprächen mit Investoren auf - aber was steckt eigentlich genau dahinter? In diesem Beitrag erfährst du, warum Token „gewrapped“ werden, wie das technisch funktioniert und welche Vor‑ und Nachteile damit verbunden sind. Am Ende weißt du, wann du Wrapped Tokens einsetzen solltest und welche Risiken du im Blick behalten musst.
Definition: Was ist ein Wrapped Token?
Wrapped Token ist ein Kryptowährungs‑Asset, das auf einer anderen Blockchain „verpackt“ wird, um dessen Nutzung dort zu ermöglichen. Der Wrapper ist dabei ein Smart Contract, der das Original‑Asset sicher verwahrt und dafür einen äquivalenten Token auf einer Ziel‑Chain ausgibt.
Warum werden Tokens wrapped?
Die meisten Blockchains sprechen unterschiedliche Sprachen. Bitcoin (BTC) nutzt das UTXO‑Modell, während Ethereum (ETH) das Account‑Modell und den ERC‑20‑Standard verwendet. Um BTC auf Ethereum‑Dezentralisierten Börsen (DEX) handeln zu können, muss es in einen ERC‑20‑Token umgewandelt werden - das ist das Grundprinzip des Wrappens.
Der Hauptnutzen liegt also in der Interoperabilität: Wrapped Tokens ermöglichen es, Assets aus einer Chain in Smart‑Contract‑Umgebungen einer anderen Chain zu nutzen, ohne das Original zu verkaufen.
Wie funktioniert das technisch? - Der Wrapping‑Prozess im Detail
Blockchain ist ein dezentralisiertes, unveränderliches Ledger, das Transaktionen in Blöcken speichert. Jede Blockchain hat ihre eigenen Regeln, Tokens und Smart‑Contract‑Fähigkeiten.
Der Vorgang lässt sich in drei Schritte gliedern:
- Einzahlung des Original‑Assets: Der Nutzer sendet zum Beispiel 1BTC an eine vertrauenswürdige Verwahradresse (Custodian). Diese Adresse ist durch einen Smart Contract ein selbstausführender Code, der auf der Ziel‑Blockchain läuft und vordefinierte Regeln durchsetzt gesichert.
- Ausgabe des Wrapped Tokens: Der Smart Contract prüft, ob die BTC‑Einzahlung eingegangen ist, und mintet daraufhin 1WBTC (Wrapped Bitcoin) als ERC‑20‑Token auf Ethereum.
- Einlösung (Unwrapping): Will der Nutzer die BTC wieder zurück, sendet er den WBTC an den Smart Contract, der den Token verbrennt und die ursprünglichen BTC aus dem Custody‑Pool freigibt.
Der ganze Prozess ist transparent, weil alle Transaktionen auf den jeweiligen Blockchains öffentlich einsehbar sind.
Wichtige Standards: ERC‑20 und Co‑Token
Der am weitesten verbreitete Standard für Wrapped Tokens auf Ethereum ist ERC‑20 ein technischer Standard für fungible Token, der Interoperabilität zwischen Smart Contracts sicherstellt. Ein ERC‑20‑Token hat vordefinierte Funktionen wie `transfer`, `approve` und `balanceOf`, die von fast allen Wallets und DEXs unterstützt werden.
Andere Chains nutzen eigene Äquivalente, z.B. das BEP‑20‑Schema auf Binance Smart Chain (BSC) oder das SPL‑Token‑Modell auf Solana. Das bedeutet, dass du nicht nur Bitcoin, sondern auch andere Assets wie Ethereum, Litecoin oder sogar Fiat‑Stablecoins (z.B. USDT) wrappen kannst.

Bekannte Wrapped Tokens im Überblick
Token | Ursprungs‑Chain | Ziel‑Chain (Standard) | Symbol | Verwendungszweck |
---|---|---|---|---|
Wrapped Bitcoin | Bitcoin | Ethereum (ERC‑20) | WBTC | DeFi‑Liquidität, Handel auf DEX |
Wrapped Ether | Ethereum | Ethereum (ERC‑20) | WETH | Kompatibilität mit ERC‑20‑Protokollen |
Wrapped Litecoin | Litecoin | Ethereum (ERC‑20) | WLT | DeFi‑Einbindung von LTC |
USDC (stablecoin) | Fiat‑USD (über Trust‑Framework) | Mehrere Chains (ERC‑20, Solana, Algorand) | USDC | Stabiler Wert für Handel & Lending |
Vorteile von Wrapped Tokens
- Interoperabilität: Ermöglicht die Nutzung von Bitcoin‑Liquidity in Ethereum‑DeFi‑Protokollen.
- Liquidität: Durch das Wrappen können große BTC‑Mengen in Smart‑Contracts eingebunden werden, was zu höheren Handelsvolumina führt.
- Schnellere Transaktionen: Auf Ethereum können Transaktionen in wenigen Sekunden abgewickelt werden, im Gegensatz zu Bitcoin‑Blockzeiten von ca. 10Minuten.
- Kompatibilität mit DEXs: Tokens, die dem ERC‑20‑Standard folgen, lassen sich nahtlos auf Plattformen wie Uniswap, SushiSwap oder 1inch handeln.
Risiken und kritische Punkte
Wrapped Tokens sind nicht völlig risikofrei. Folgende Aspekte solltest du im Blick behalten:
- Custodian‑Risiko: Der ursprüngliche Asset wird von einer zentralen Verwahrstelle gehalten. Sollte dieser Dienst ausfallen oder gehackt werden, kann das zu Verlusten führen.
- Smart‑Contract‑Bug: Der Wrapper‑Contract ist Code. Fehler oder Sicherheitslücken können ausgenutzt werden (Beispiel: Angriffe auf frühere WBTC‑Contracts 2022).
- Regulatorische Unsicherheit: Einige Jurisdiktionen könnten Wrapped Tokens als Wertpapiere einstufen, wodurch zusätzliche Compliance‑Pflichten entstehen.
- Preis‑Abweichungen: In stark volatilen Märkten kann der Marktpreis von WBTC leicht von dem zugrundeliegenden BTC‑Preis abweichen.

Wie bekommst du Wrapped Tokens?
Es gibt mehrere Wege, Wrapped Tokens zu erhalten:
- Direktes Wrapping: Nutze Plattformen wie Coinbase eine Krypto‑Börse, die Wrapping‑Dienste für BTC und ETH anbietet. Dort kannst du BTC einzahlen und bekommst WBTC in deinem Wallet.
- Dezentrale Börsen (DEX): Auf Uniswap kannst du ETH gegen WETH tauschen, oder WBTC gegen andere ERC‑20‑Token handeln.
- Bridge‑Dienste: Lösungen wie Polygon Bridge ermöglichen das Übertragen von Tokens zwischen Ethereum und Polygon und stellen gleichzeitig Wrapped‑Varianten bereit.
Vergiss nicht, ein Wallet zu wählen, das den jeweiligen Standard unterstützt (z.B. MetaMask für ERC‑20).
Future Outlook - Wohin geht die Entwicklung?
Die Nachfrage nach Cross‑Chain‑Liquidity wächst kontinuierlich. Mit dem Aufkommen von Layer‑2‑Lösungen Skalierungstechnologien, die Transaktionen schneller und günstiger machen werden Wrapped Tokens noch stärker in dezentralen Finanzprodukten eingesetzt.
Projekte wie Polkadot ein Multi‑Chain‑Framework, das Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchains ermöglicht könnten langfristig das klassische Wrapping ersetzen, indem sie native Cross‑Chain‑Transfers ohne zusätzliche Token ermöglichen.
Für Anleger heißt das: Wrapped Tokens bleiben ein nützliches Werkzeug, sollten aber immer im Kontext der gesamten DeFi‑Strategie betrachtet werden.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Unterschied zwischen Bitcoin und Wrapped Bitcoin?
Bitcoin ist das originale, native Asset auf seiner eigenen Blockchain. Wrapped Bitcoin (WBTC) ist ein ERC‑20‑Token, der 1:1 durch tatsächlich hinterlegte BTC gedeckt ist und auf Ethereum gehandelt wird.
Wie sicher ist das Verwahren von Kryptowährungen in einem Custodian?
Die Sicherheit hängt vom Ruf und den Sicherheitsmaßnahmen des Custodians ab. Viele nutzen Multi‑Sig‑Wallets, Versicherungen und regelmäßige Audits, aber ein Totalausfall ist nie völlig auszuschließen.
Kann ich Wrapped Tokens wieder in das Original‑Asset zurückwandeln?
Ja. Durch das „Unwrapping“ sendest du den Wrapped Token an den Smart Contract zurück, dieser verbrennt den Token und gibt das original hinterlegte Asset frei.
Brauche ich für Wrapped Tokens besondere Wallets?
Ein normales ERC‑20‑kompatibles Wallet reicht, z.B. MetaMask, Trust Wallet oder Ledger (Hardware‑Wallet). Wichtig ist, dass das Wallet den jeweiligen Standard unterstützt.
Welche Gebühren fallen beim Wrappen an?
Typischerweise gibt es eine Netzwerkgebühr (Gas) auf der Ziel‑Chain, sowie eine Servicegebühr des Custodians (oft zwischen 0,1% und 0,5%). Gebühren können je nach Auslastung stark variieren.